Der Tag der Verteidigung ist mit dem 15.12.2016 schon etwas her – inzwischen ist die Dissertation aber online verfügbar und wir möchten diesen Anlass nutzen um Frau Dr. Sabine Schön ganz herzlich zum erfolgreichen Abschluss ihrer Promotion mit dem Titel “Entwicklung und Evaluation eines Bedienkonzepts für Kollaborationssoftware zur gemeinsamen Bearbeitung von Artefakten in Innovationsworkshops” zu gratulieren!

Die Dissertation ist online über die Bibliothek der Universität der Bundeswehr München veröffentlicht worden und im Institutional Repository der Universität unter
https://athene-forschung.unibw.de/node?id=115789 zu finden.


Abstract:

In der Angewandten Informatik beschäftigt sich der Bereich der Rechnergestützten Gruppenarbeit (CSCW) seit zwei Dekaden mit der elektronischen Unterstützung von Sitzungen. Im Gegensatz zu etablierten Videokonferenz- und Präsentationslösungen konnten sich Unterstützungssysteme zur gemeinsamen Bearbeitung von Artefakten in synchron-kolozierter Zusammenarbeit noch nicht in der Praxis durchsetzen. Basierend auf dieser Problemstellung widmet sich die Forschungsarbeit der Fragestellung, wie ein Unterstützungssystem zur gemeinsamen Bearbeitung von Artefakten aussehen muss, sodass bestehende Arbeitspraktiken unterstützt werden, keine Einsatzbarrieren auftreten und die Potentiale einer IT-Unterstützung ausgeschöpft werden. Als praxisorientierte Anwendungsszenarien dienen Innovationsworkshops, welche sich durch eine variierende Interaktionsintensität auszeichnen und in denen zahlreiche physische Hilfsmittel zur Visualisierung von Beiträgen (Artefakte, wie z. B. beschriebene Post-its) verwendet werden.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird ein konstruktionsorientiertes Forschungsvorgehen herangezogen. Nach der Untersuchung bestehender Ansätze für Unterstützungssysteme wird zum besseren Verständnis der Problemstellung zuerst die Ausgangssituation in Innovationsworkshops analysiert. Dabei werden Einsatzbarrieren und -potentiale bestehender Unterstützungslösungen sowie Arbeitspraktiken in Innovationsworkshops in einer Interviewstudie mit Moderatoren, welche über den Einsatz von Unterstützungssystemen im Rahmen ihrer Workshops entscheiden, erhoben. So lassen sich Moderatoren vom Einsatz solcher Unterstützungssysteme u. a. deshalb abhalten, weil sie befürchten, dass die Teilnehmer den Fokus auf die Inhalte des Workshops verlieren könnten. Aber auch die mangelnde Flexibilität der bestehenden Unterstützungssysteme hält sie vom Einsatz ab. Trotzdem würden sie gerne die Vorteile einer IT-Unterstützung, die u. a. in der Weiterverwendung der erarbeiteten Inhalte gesehen werden, nutzen. Basierend auf der Analyse der Ausgangssituation erfolgt die Ableitung von Anforderungen für ein Unterstützungssystem mit besonderem Fokus auf die Interaktion mit Artefakten und die Einbettung in die Praxissituation. Unter Verwendung einer repräsentativen Kollaborationssoftware wird ein Bedienkonzept für diese entworfen und prototypisch umgesetzt. Das neuentwickelte Bedienkonzept kombiniert eine mobile App mit der webbasierten Kollaborationssoftware. Es zeichnet sich vor allem durch die optimale Anpassung an die Workshopsituation aus, da es in Phasen mit einer hohen Interaktivität in den Hintergrund rückt, gleichwohl aber durch die nahtlose Überbrückung von analogen und digitalen Artefakten die Vorteile einer IT-Unterstützung nutzbar macht. Abschließend bringt der Einsatz und die Evaluation des Prototypen im Rahmen einer Innovationsworkshopreihe in der Praxis Aufschluss darüber, ob die identifizierten Arbeitspraktiken unterstützt werden, Einsatzbarrieren auftreten und Potentiale ausgeschöpft werden können. Das im Rahmen der Forschungsarbeit entwickelte Bedienkonzept konnte ausweislich der durchgeführten Evaluation in der Praxis bestehende Arbeitspraktiken unterstützen. Die getroffene Einsatzentscheidung des verantwortlichen Moderators weist darauf hin, dass keine Einsatzbarrieren aufgrund der Gestaltung des Bedienkonzepts auftreten. Weiterhin gibt die Evaluation des Bedienkonzepts Aufschluss darüber, dass Einsatzpotentiale im Rahmen der durchgeführten Workshopreihe ausgeschöpft werden konnten, wobei noch Optimierungspotentiale bestehen.

Ergebnisse der Arbeit sind die Analyse bestehender Arbeitspraktiken in Innovationsworkshops sowie identifizierte Einsatzbarrieren und Potentiale bestehender Unterstützungssysteme in deren Rahmen. Dadurch trägt die Forschungsarbeit zum tieferen Verständnis der Problemstellung eines mangelnden Praxiseinsatzes von Unterstützungssystemen bei. Durch die getroffenen Designentscheidungen für das entwickelte Bedienkonzept und deren Übersetzung in einen Prototypen wird ein neuartiger Lösungsansatz vorgeschlagen. Zudem zeigt dessen Evaluierung Möglichkeiten für die Adressierung der Arbeitspraktiken, Barrieren und Potentiale auf und liefert Erkenntnisse über die Praxistauglichkeit des neuentwickelten Bedienkonzepts.

Promotion Sabine Schön
Markiert in: